Fassade fuer Blockhaus

Frage: Ich habe eine Holzblockhaus mit dem Wandaufbau 10 cm Blockwand, 6 cm Korkschrot und 2 cm Brettverschalung. K = 0,424.
Geplant ist eine vorgehängte Fassade, die Witterungs- und Windschutz sein soll.

Eine zunächst geplante zusätzlich Wärmedämmung mit 18 mm Weichfaserplatten habe ich verworfen (hoher Aufwand und Kosten), da die Wärmedämmung subjektiv empfunden ausreichend erscheint und lediglich der Wind an kalten Tagen fühlbar ist.

Für die Fassade sehe ich als Alternativen die Materialien Holz (Red Cedar und/oder Douglasie) oder ein Verbundstoff aus Aluminium und PUR (z.B. Polyalpan oder Inte-Roba) oder Werzalit.

Holz bedeutet aber weiterhin Pflegeaufwand oder Hinnahme einer unkontrollierten Vergrauung. Alu/PUR und Werzalit bedeutet kein Pflegeaufwand aber Charakterveränderung. Alu/Pur bietet zusätzlich Verbesserung des K-Wertes.

Ein gemeinsames Problem tritt bei allen Materialien auf: Die Verkämmungsüberstände müssen irgendwie abgedeckt werden (denn gerade hier ist der Windeinfluss vermutlich am stärksten). Oder gibt es die Die Alternative des Rückschnitts der Überstände mit entsprechender Verstärkung mittels Holz oder Metall?

Die Fragen:
1. Gibt es Erfahrungen mit dem Materialmix Holzblockhaus plus hinterlüftete Alu/PUR oder Werzalit-Fassade?

2. Kann eine Verkämmung problemlos zurück geschnitten werden und mit welchen statischen Verstärkungsmöglichkeiten?

 

Antwort: Ein U- (früher K-) Wert von 0,424 ist natürlich nicht berühmt. Da würden auch 18mm Weichfaserplatten nicht unbedingt wirkliche Abhilfe schaffen. Wo hierbei der hohe Aufwand liegen soll, kann ich jedoch nicht ganz nachvollziehen. Eine gute Dämmung bekommen Sie nicht zum Nulltarif.

 

Wenn Sie sagen, dass an kalten Tagen der Wind fühlbar durch die Wand dringt, haben Sie ein Problem. Das heißt für mich, dass Sie nicht einmal den rechnerischen U-Wert von 0,424 erreichen, da Ihre Außenwände offensichtlich Mängel bez. der Luftdichtigkeit haben. Durch Fugen entsteht Konvektion. Wärmeverluste und Feuchtigkeitsschäden durch Konvektion sind noch weitaus gravierender als die durch Diffusion.

 

Diese Wärmeverluste treten auch dann auf, wenn Sie es nicht direkt durch den Winddruck spüren.

 

Daher sollten Sie über eine angemessene zusätzliche Wärmedämmung von ca.10cm nachdenken.

 

Was die Frage nach dem Material für die vorgehängte Fassade angeht, so ist dies eine Frage des persönlichen Geschmacks.

 

Wenn Sie vergrautes Holz nicht mögen, so müssen Sie es streichen, nicht nur einmal, sondern immer wieder. Ob Sie das wollen oder lieber eine Fassade aus Metall oder sonstigen Fassadenplatten haben wollen, müssen Sie selbst entscheiden.

 

Auf jeden Fall bringt es Ihnen nichts, eine hinterlüftete Alu/PUR-Fassade anzubringen. Wenn die zusätzliche Dämmung außerhalb der Hinterlüftungsebene liegt, ist sie wirkungslos.

 

Die Verkämmungen können Sie nicht einfach zurückschneiden, da die Befestigungen  bzw. Ausklinkungen ein Vorholz benötigen, damit das Holz nicht abschert.

 

Sie können diese natürlich durch den Einbau von Verbindungsmitteln ausgleichen. Ich könnte mir vorstellen, dies durch ein Anbringen eines voll ausgenagelten Windrispenbandes mit einer Länge von ca. 1m über Eck auszuführen, also auf jeder Seite ca. 50cm.

 

Ich würde Sie aber bitten, dazu einen Statiker zu befragen.

 

Wenn Sie eine Dämmung in angemessener Stärke anbringen, nebst Unterkonstruktion, so dürfte sich dieses Problem ohnehin erledigt haben.

 

Frage: vielen Dank für die rasche Antwort. Es ist richtig, dass sich durch Aufbau einer angemessenen Wärmedämmung das Problem des Rückschnittes der Verkämmung erledigen würde, da das Dämmmaterial den Hohlraum füllen und die vorgehängte Fassade auf die Überstände angebracht würde.

 

Ich wollte aber eine Dämmung vermeiden weil ich eine negative Veränderung des sehr guten Raumklimas befürchte.

 

Deshalb dachte ich, dass das Abhalten des Winddruckes schon ausreichen würde.

 

Die beiden Alu/PUR-Systeme versprechen durch die alukaschierte Rückseite außerdem eine Reflektion der Wärmestrahlung zurück in die gut wärmespeichernde Holzkonstruktion, da durch eine versetzte Querverlattung eine träge "mäandernde Hinterlüftung" entsteht, die die Wärme nicht zu rasch abfließen lässt - was natürlich eine Theorie ist und zu beweisen wäre...

 

Ich bin weiterhin ein bisschen ratlos, was für mich richtig ist. Der Holzhausbauer schlug mir auch eine Dämmung vor und sieht keine Beeinträchtigung des Raumklimas, ein Bautechniker der Firma PREFA sieht das aber anders.

 

Ihr Hinweis: Wärmeverluste und Feuchtigkeitsschäden durch Konvektion sind noch weitaus gravierender als die durch Diffusion...

verunsichert mich. Wie kann ich einen Feuchtigkeitsschaden feststellen/messen? Sichtbare oder anders wahrnehmbare Schäden gibt es nicht.

 

Nun kommt zur Antwort gleich noch eine Frage von mir.

 

Vielleicht gibt es ja Erfahrungskommentare auf der Website.

 

Nochmals vielen Dank

 

Antwort: Was Ihnen dieser PREFA-Techniker da erzählt, ist so ziemlich der größte Unfug, den ich seit langem gehört habe. Entweder der gute Mann hat keine Ahnung von was er spricht oder er handelt mit seiner Aussage wider besseres Wissen grob fahrlässig. Ich weiß nicht, welche dieser Alternativen die schlimmere ist.

 

Mit einer guten Dämmung werden Sie das Raumklima niemals verschlechtern, im Gegenteil. Die Dämmung hält im Winter die Wärme im Haus und fungiert im Sommer als Hitzeschutz. Somit sorgt sie für ein ausgeglichenes Raumklima.

 

Was bei einer luftdichten, gedämmten Außenwand natürlich unerlässlich ist, ist ausreichendes und richtiges Lüften, um die verbrauchte, feuchte Innenluft auszutauschen. Wenn Sie dies nicht berücksichtigen, wird dies das Raumklima schon beeinträchtigen. Die Feuchtigkeit wird sich dann auf den Wandinnenseiten niederschlagen, was zu Schimmelbildung führen kann. Mehr dazu finden Sie im Artikel Einfach Heizkosten und Heizenergie sparen.

 

Wenn Ihre Außenwand aber nicht luftdicht und zudem noch schlecht gedämmt ist, sind die Folgen weit gravierender. Zwar haben Sie vielleicht subjektiv den Eindruck eines guten Raumklimas, da die Luftfeuchtigkeit durch die Fugen ständig nach außen transportiert wird. Gleichzeitig verpulvern Sie auf diese Art durch den ständigen Wärmeverlust Energie. Sie heizen durch die Fugen und die schlechte Dämmung nach draußen. Ihre Wandoberflächen innen dürften im Winter recht kalt sein, was der thermischen Behaglichkeit sehr abträglich ist.

 

Zum Energieverlust kommt noch das Problem, dass die durch die Konvektion mitgeführte Feuchtigkeit im Wandaufbau auf der Außenseite, sprich bei Ihnen im Bereich der Korkschicht kondensiert. Dies führt zu Feuchteschäden, die Sie gar nicht bemerken, und verringert zusätzlich noch die Dämmwirkung. Diese Schäden könnten Sie nur dann feststellen, wenn Sie die Außenschalung entfernen würden.

 

Nun noch zu Hinterlüftung und Fassade. Die Mär von der Rückstrahlung durch die alukaschierte Rückseite können Sie getrost vergessen. Die Wärme ist draußen, und da bleibt sie auch. Auch hat Holz viele gute Eigenschaften, ein guter Wärmespeicher ist es aber definitiv nicht.

 

Eine mäandernde Hinterlüftung durch versetzte Querlatten funktioniert nicht. Sinn einer Hinterlüftung ist es, nach außen dringende Feuchtigkeit abzuführen, damit diese nicht auf oder in der Wand kondensiert. Dies erreichen Sie aber nur durch eine senkrechte Lattung mit min. 3cm Stärke. Nur so kann die nötige Kaminwirkung entstehen, die zum Abtransport der Feuchtigkeit nötig ist.

 

Mehr hierzu steht im Artikel Holzfassade.

Frage: inzwischen habe ich Kontakt zu einem Fassadenbauer (Metall), der zur zweiten Besichtigung gleich einen Zimmermann mitgebracht hat. Wir haben noch einmal alle Alternativen besprochen und auch die Wärmedämmung außen in Betracht gezogen. Der Zimmermann sah aber in einer Außendämmung (Aufbau z.B.: Dampfbremse verklebt, Rahmenkonstruktion mit 120 mm Dämmung WLG 035, Weichfaserplatte, Hinterlüftung 24 mm, Stulpschalung, Holz oder Metall oder was auch immer) ein Problem, weil im vorhandenen Wandaufbau keine Dampfsperre eingebaut sondern lediglich ein Papier als Windschutz vorhanden ist. Er ist der Meinung, dass eine mit Dampfbremse gedämmte Fassade das jetzt verbaute Holz gefährden könnte (Kondensation).

 

Mein ehemaliger Holzhaushersteller, sieht das nicht so. Sein Angebot mit entsprechendem Konstruktionsaufbau wie oben erwähnt liegt mir von ihm vor.

 

Ist das fahrlässig einerseits oder zu vorsichtig andererseits?

 

Ich bin zumindest verunsichert zumal ein befreundeter Architekt ähnlich Bedenken wie der Zimmermann hat.

 

Wie sehen Sie das?

 

Antwort: Natürlich wäre eine innenseitige Dampfsperre das Beste. Das geht aber bei Ihnen schlecht, außer Sie würden Ihre Wände innen verkleiden wollen. Davon gehe ich jetzt aber mal nicht aus.

 

Dennoch stimme ich mit Ihrem Holzhausbauer überein. Ich sehe bei dem oben beschriebenen Aufbau kein Problem. Kondensation entsteht am Materialübergang, falls die Oberfläche des anschließenden Materials eine Temperatur hat, die dem Taupunkt entspricht bzw. niedriger als dieser ist. Bei der Ihnen angebotenen Konstruktion liegt der Taupunkt aber im Bereich der Dämmung, also außerhalb der Dampfsperre und der Holzkonstruktion. Daher wird sich dort kein Tauwasser niederschlagen. Bei einer Ausführung mit relativ diffusionsoffener Weichfaserplatte und Hinterlüftung dürften Feuchteschäden nicht auftreten.

 

Ich würde allerdings die Hinterlüftung auf min. 30mm erhöhen.

03. Apr 2008   | Email | Nach oben
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