Frage: Guten Tag, Ihre ausführliche Schilderungen sind enorm hilfreich. Ist es der besseren Wärmedämmung wegen möglich/sinnvoll/machbar, zwischen Hauswand und vertikalem Tragbalken eine Dämmung anzubringen? Ich dachte an 60mm Polyurethan, das meiner Erfahrung nach sehr druckstabil ist. Eine von mir entsprechend "vorgehängte" Satellitenschüssel beispielsweise erfreut sich und uns großer Stabilität.
Begründung: Der Wärmeleitkoeffizient der tragenden Nadelhölzer ist verglichen mit der eigentlichen Dämmung sehr schlecht, so dass bei einer Holzfassade quasi streifenförmige Kältebrücken entstehen (von den inselartigen durch die Metallschrauben abgesehen) - und zwar ausgerechnet dort, wo größtmögliche Dämmung erforderlich ist, Ecken, Fensterlaibungen.
Antwort: Sie haben insofern recht, als dass Holz natürlich keinen so guten Wärmeleitkoeffizienten hat wie eine Dämmung. Dennoch steht es weitaus besser da als beispielsweise Stahl oder Beton. Daher halte ich es für übertrieben, bei einer Holzunterkonstruktion von einer gravierenden Wärmebrücke zu sprechen.
Es heißt übrigens Wärmebrücke und nicht, wie in der Umgangssprache oft verwendet, Kältebrücke. Kälte an sich gibt es physikalisch nicht. Es gibt nur mehr oder weniger Wärme. Durch eine Wärmebrücke dringt also keine Kälte nach innen, sondern Sie verlieren Energie in Form von Wärme nach außen. Daher Wärmebrücke. Dies nur am Rande.
Der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert, früher K-Wert) einer Wand berechnet sich aus den verschiedenen Wärmeleitkoeffizienten der verwendeten Materialien, unter Berücksichtigung der Materialstärken und dem Anteil der einzelnen Materialien an der Gesamtfläche. Er ist somit ein Durchschnittswert für die gesamte Wand. Daher können Sie die von Ihnen angeführten Wärmebrücken durch Schrauben vergessen. Der Anteil der Querschnittsfläche der Schrauben an der gesamten Fläche ist absolut vernachlässigbar.
Anders sieht es bei schlechten oder schlecht eingebauten Fenstern, Durchdringungen der Fassade durch Stahlträger oder Stahlbetonteile aus. Dies wären wirkliche Wärmebrücken, die nicht akzeptabel sind.
Wie gesagt, bei einer Holzunterkonstruktion sehe ich dies nicht. Sie können aber auch hier die Sache optimieren. Eine Möglichkeit wäre, sowohl die Unterkonstruktion zwischen der Dämmung als auch die Dämmung selbst zweilagig und über Kreuz anzubringen. Dadurch können Sie die durchgängigen „Wärmebrücken“ auf die Kreuzungspunkte der Unterkonstruktion reduzieren. Es bringt aber rein rechnerisch vom Durchschnittswert her nichts, da der Anteil der Materialien ja insgesamt gleich bleibt. Dies stellt außerdem natürlich einen Mehraufwand dar. Ich würde daher im Zweifelsfall eher die Dämmstärke insgesamt etwas erhöhen. Dieser Punkt wird auch am Ende des Artikels Holzfassade erörtert.
Auch die von Ihnen angedachte Befestigung der Unterkonstruktion auf einer druckfesten Dämmschicht kann eine Möglichkeit sein. Ich würde hierbei aber von der Verwendung von Polyurethanplatten abraten, da diese relativ dampfdicht sind. Greifen Sie lieber auf druckfeste Stein- oder Mineralwolleplatten zurück. Dass Sie diese Platten aber nicht zum Preis von „normalen“ Dämmplatten bekommen, ist auch klar.
Sie könnten auch nicht druckfeste Dämmplatten verwenden und die Unterkonstruktion darauf mit Distanzschrauben befestigen. Dies könnte sich insbesondere im Altbau anbieten, falls Sie ohnehin große Unebenheiten ausgleichen müssen. Distanzschrauben sind allerdings nicht billig, insbesondere in der Länge, die Sie hierbei benötigten. Sie müssten hier ja Distanzschrauben mit einer Länge von der gesamten Dämmstärke plus der Dübeltiefe verwenden. Ich rate daher grundsätzlich schon zum Verwenden von Distanzschrauben zum Ausgleich von Unebenheiten, aber eben von kurzen, zum Befestigen der Lattung auf der Unterkonstruktion und nicht zum Befestigen der Unterkonstruktion zwischen der Dämmung. Mehr dazu finden Sie in den Artikeln Holzfassade, Außendämmung verstärken und Distanz- und Justierschrauben. Schrauben- und Dämmungshersteller und vieles mehr unter Links.
Sie sehen, dass es schon Möglichkeiten gibt, einen durchgängigen Holzanteil zu minimieren oder zu vermeiden. Es ist aber immer die Frage, ob es einem der höhere zeitliche und finanzielle Aufwand wert ist.
Was die Fensterlaibungen angeht, so müssen Sie diese auf jeden Fall ausreichend dämmen, bevor die sichtbare Laibung aus Brettern anbringen. Die Einbaufuge der Fenster sollte um 3-4cm mit Dämmung überdeckt und die Fassadenbahn luftdicht mit dem Fensterrahmen verklebt sein, um hier Wärmebrücken zu vermeiden.
Auch Außenwandecken sind ein Schwachpunkt, da hier eine geringe Innenfläche auf eine große Außenfläche trifft, was den Wärmedurchgang begünstigt. Wenn Sie aber die Unterkonstruktion auf der einen Wand angebracht haben und dann das letzte Holz der Unterkonstruktion der anderen Wand bündig auf das an der Wand angebrachte letzte Holz der ersten Wand schrauben, so ist die Ecke zumindest auf einer Seite vollständig gedämmt. Auf einer Seite der Ecke aber müssen Sie die Unterkonstruktion am Eck auf der Wand befestigen, das lässt sich nicht vermeiden.