Frage: Mein Haus ist aus Gasbetonsteinen gebaut (DDR) und nachträglich mit 6cm Styropor beklebt. Das reicht für die Zukunft jedoch nicht aus. Wie kann man eine zusätzliche Dämmung aufbringen, ohne die vorhandene Dämmung zu zerstören? Ich denke dabei z.B. an eine vorgehängte Fassade.
Antwort: Sie haben mehrere Möglichkeiten. Sie können entweder ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) oder eine Dämmung mit vorgehängter, hinterlüfteter Fassade anbringen.
Beim WDVS werden Polystyrol- oder Steinwolledämmplatten mit Hilfe von Klebemörtel auf dem vorhandenen Putz und mit Hilfe von Dämmstofftellerdübeln an der Wand befestigt. Vorher sollte schadhafter und loser Putz entfernt werden. Anschließend wird eine Armierung in Form eines Gewebes mit Armierungsmörtel, eine Zwischenbeschichtung und eine Schlussbeschichtung aus Putz oder Natursteinfliesen aufgebracht.
An- und Abschlussdetails erhalten Sie vom jeweiligen Hersteller. Sto z.B. bietet auf seiner website eine Vielzahl von Details als download an. Links zu diesem und anderen Herstellern finden Sie unter Links.
Ich würde Ihnen aber raten, ein WDVS nicht selbst herzustellen, sondern von einem Fachbetrieb ausführen zu lassen.
Falls Sie den Artikel Fachwerkhaus dämmen gelesen haben wissen Sie, dass ich kein Freund von Wärmedämmverbundsystemen bin. Ich rate Ihnen daher zu einer Dämmung mit vorgehängter, hinterlüfteter Fassade, wie von Ihnen angedacht.
Hier können Sie beispielsweise Steinwolledämmplatten verwenden. Diese sollten durchgehend wasserabweisend und auf der Außenseite mit einem UV-beständigen Flies kaschiert sein. Befestigt werden sie mit Dämmstofftellerdübeln.
Anschließend befestigen Sie die Unterkonstruktion für die Fassade. Dafür dürfen Sie jedoch keine normalen Rahmendübel und Schrauben verwenden. Diese sind für die Überbrückung des Zwischenraums zwischen Unterkonstruktion und Wand, entstehend durch die Dämmung, nicht ausgelegt. Zudem würden Sie die Dämmung beim Anschrauben der Unterkonstruktion zusammendrücken und beschädigen.
Benutzen Sie statt dessen Distanzschrauben und für das jeweilige Material der Wand geeignete Dübel. Sie bohren Unterkonstruktion, Dämmung und Wand, stecken Distanzschraube mit Dübel in das Bohrloch und richten die Unterkonstruktion mit der Distanzschraube aus. Angaben dazu, welcher Dübel für welches Material geeignet ist, wie tief Sie bohren und welchen Bohrer Sie verwenden müssen etc. finden Sie auf der Dübelverpackung.
Auch bei der Wahl der Distanzschraube sind die Herstellerangaben zu beachten. Nicht jede Schraube ist für jeden Zweck geeignet.
Was Distanzschrauben sind und wie sie funktionieren können Sie im Artikel Distanz- und Justierschrauben nachlesen.
Detailliertere Angaben zu Dämmung, Unterkonstruktion, Befestigungssystemen etc. finden Sie im Artikel Holzfassade, Hersteller von Dämmstoffen, Fassadenplatten und vieles mehr unter Links.
Frage: (siehe Kommentar) Das ist natürlich ärgerlich, wenn man bereits 6cm Styropor aufgelegt hat und jetzt nochmal nachrüsten muss. Da stellt sich mir die Frage, ob es evtl. nicht doch besser ist, die alte Dämmung doch zu entfernen und einfach neu zu dämmen?
Antwort: Diese Frage ist natürlich berechtigt. Die Distanzschrauben sind beträchtlich teurer als herkömmliche Schrauben.
Auf der anderen Seite sparen Sie sich dadurch 6cm Dämmmaterial, die Sie bei einem Entfernen der alten Dämmung ein zweites Mal bezahlen müssten. Ebenso die Unterkonstruktion in der Dämmebene, die dann anfallen würde. Nicht zu vergessen die Kosten für die zusätzliche Arbeitszeit bzw. den zusätzlichen Zeitaufwand beim Selbermachen für das Entfernen der alten Dämmung und des Putzes. Außerdem die Entsorgungskosten für das entfernte Material.
Ich habe die Alternativen nicht durchgerechnet, denke aber, dass ein Entfernen der Dämmung und anschließendes Neudämmen teurer kommen würde. Im Zweifelsfall können Sie Angebote für beide Alternativen einholen und vergleichen.