Frage: wir haben bei uns Trinkwasser mit dem höchsten Härtegrad und überlegen daher eine Entkalkungsanlage einbauen zu lassen. Da es ein Altbau ist bestehen die Wasserleitungen aus Zink und Kupferrohren. Aufgrund der Wirkung hat man uns zu einer Anlage mit Salzentkalkung geraten. Aufgrund unseres Hauses dazu zu einer anschl. Phosphatanreicherung des Wassers (das Wasser wäre nach der Entkalkung aggressiver und würde die Zinkrohre angreifen) Nun fragen wir uns, ob das salz- und phosphathaltige Trinkwasser wirklich noch zu empfehlen ist.
Antwort: Ich bin weder Chemiker noch Haustechniker und hatte mich ehrlich gesagt bisher mit diesem Thema noch nicht beschäftigt.
Ich habe mich für Sie aber ein wenig schlau gemacht.
Zunächst im Internet. Dort finden Sie unter diesem Stichwort die Seiten der Hersteller von solchen Anlagen, die selbstverständlich ihre Produkte in den höchsten Tönen anpreisen. Sowie eine Vielzahl von Diskussionsbeiträgen in diversen Foren mit sehr unterschiedlicher Kompetenz und Aussagekraft.
Ich möchte mich daher bei meiner Aussage auf die Quelle beziehen, der ich in Fragen der Gebäudetechnik Vertrauen schenke, dem Handbuch für Gebäudetechnik (in diesem Fall Band1) von Prof. Dipl.-Ing. Wolfram Pistohl, erschienen im Werner Verlag. Die Pistohl-Handbücher werden einem zu allen Fragen der Gebäudetechnik schon im Studium ans Herz gelegt. Zu recht, wie ich finde. Sie sind allerdings, wie alle guten Sachbücher, recht teuer. Wenn Sie meine Aussagen überprüfen wollen, finden Sie sie aber gewiss in der nächsten Uni-Bibliothek.
Ich fasse nun kurz meine Erkenntnisse und Schlussfolgerungen zusammen:
Eine wirkliche Enthärtung Ihres Trinkwassers erhalten Sie nur durch Ionenaustausch. Dabei wird dem Trinkwasser durch einen Austausch der im Trinkwasser enthaltenen Kalzium-Ionen durch Natrium-Ionen der Härtebildner entzogen.
Dies ist aber insofern umstritten, da im Wasser die Natriumkonzentration stark ansteigt und die Kalziumkonzentration stark abnimmt. Bei längeren Entnahmepausen können Keime im Wasser entstehen.
Der Einsatz von Enthärtungsgeräten sollte somit nur bei Wasserhärten von über 2,8mmol/l (=16,5°dH) vorgenommen werden, der Einbau am besten in einer absperrbaren Umgehungsleitung.
Was die Ihnen empfohlene Phosphatanreicherung angeht, so ist dies wohl Unsinn. Eine Phosphatdosierung dient dazu, dass die Härtebildner auch bei erwärmtem Wasser gelöst bleiben und nicht ausfallen. Da diese bei enthärtetem Wasser aber gar nicht mehr vorhanden sind, macht eine Phosphatdosierung hier auch keinen Sinn.
Was zur Verhinderung von Korrosion bei sehr weichem Wasser eingesetzt werden kann ist die Silikatdosierung, wobei durch Bildung einer Schutzschicht in den Leitungen Lochfraß verhindert oder gehemmt werden kann. Bei Trinkwasser dürfen hier bis zu 40mg/l Silikate hinzugegeben werden, der pH-Wert darf 7,5 nicht übersteigen.
Wir haben auch sehr hartes Wasser, aber ich persönlich würde mir nach dieser Lektüre keine Enthärtungsanlage einbauen lassen. Wie Sie sich entscheiden, bleibt natürlich Ihnen überlassen.
Vielleicht sollten Sie sich nicht auf die Angaben des Herstellers oder der Firma, die Ihnen das Ding einbauen will, verlassen, sondern lieber nochmal einen Fachingenieur fragen.