Fachwerk verfault

Frage: bei der Renovierung der Außenfassade unseres ca. 80 Jahre alten Hauses mussten wir feststellen, dass das Fachwerk im Mauerwerk auf der Wetterseite sehr angegriffen ist. Von jedem senkrechten Balken sind ca. die äußeren 2/3 total verfault. Ein Handwerker hat mir nun geraten, einzeln Balken für Balken so zu "stabilisieren", dass ich - nach dem entfernen des faulen Holzes - neue Balken aufschrauben soll. Meine Frage: Wird das ausreichend stabil? Besteht nicht auch die Gefahr, dass mir die ganze Wand oder Teile davon einstürzen?
Für Ihre Bemühungen vielen Dank im Voraus!

 

Antwort: Das ist natürlich heikel. Wenn Sie das verfaulte Holz entfernen, bleibt nicht mehr viel übrig, woran Sie neue Balken anschrauben könnten. Außerdem ist es relativ wahrscheinlich, dass Ihnen dabei die Ausfachung entgegenkommt.

 

Diese ist bei einem intakten Fachwerk nicht tragend, sondern dient nur dazu, die Gefache zu füllen. Wenn aber, wie bei Ihnen, das Fachwerk seine Tragfähigkeit weitestgehend verloren hat, wird die Ausfachung einen Teil der tragenden Funktion übernommen haben. Für diese Aufgabe ist die Ausfachung aber eigentlich weder vorgesehen noch geeignet.

 

Somit kann es bei einem Herausbrechen der Ausfachung durchaus zu einem Einsturz von Teilen der Wand oder der ganzen Wand führen.

 

Das Problem ist, dass es schlecht einzuschätzen oder vorherzusehen ist, ob der Fall eintritt und an welcher Stelle diese Gefahr am größten ist.

 

Es wäre daher unabdingbar, die Wand wie auch damit verbundene Bauteile wie z.B. Decken oder Dach vor Beginn der Arbeiten zu sichern und abzustützen, sodass ein etwaiger Einsturz der Wand nicht zu noch größeren Schäden am Rest des Gebäudes führt.

 

Wenn Sie aber diese Maßnahmen ohnehin treffen müssen, könnte es sich auch anbieten, die Wand gleich abzubrechen und neu aufzubauen. Damit hätten Sie eine saubere Lösung ohne Flickschusterei und Mischmasch aus altem und neuem Material.

 

Falls das Fachwerk nicht sichtbar sein soll, könnten Sie die neue Wand dann auch als zeitgemäße, gedämmte Ständerwand und nicht mehr in Fachwerk bauen.

17. Aug 2008   | Email | Nach oben
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