Für die einen ist es Gelb. Für die anderen verbirgt sich dahinter eine nach einem festen Farbsystem definierten Farbe. Es mag kompliziert klingen, doch sind Farbsysteme in der Architektur ungemein wichtig. In der Praxis sind es nämlich die Farbsysteme, die es ermöglichen, kleinere Fehler in einer Fassade ansatzlos auszubessern. Wer einmal privat eine Dispositionsfarbe frei gemischt hat und kurz darauf versuchte, eben diese Farbe erneut zu mischen, der ahnt, warum die Farbsysteme von so hoher Wichtigkeit sind. Doch welche Systeme sind in der Architektur daheim und was bedeuten sie?
Abbildung 1: Farbsysteme werden heute in vielen Bereichen genutzt - dies gilt auch für den Hausbau und die Planung. Bildquelle: @ Mika Baumeister / Unsplash.com
RAL
Mit dem RAL-System kommen Architekten und Verbraucher beständig in Berührung. Das RAL-System wird bei der Beleuchtung angewandt, bei Druckprodukten und auch bei Sicherheitskennzeichnungen. Wissenswertes über das System:
- Hintergrund - das normierte Farbsystem stammt von der RAL gGmbH und wird weltweit eingesetzt. Die Grundlage sind Farbkataloge und Farbsysteme, die die Farben deutlich bezeichnen. Jede Farbe hat eine einzige Nummer.
- RAL Classic - das ist das im Jahr 1927 erstmal vorgestellte System für 215 Farbtöne. Einst wurden diese Farbtöne für Lacke definiert. Auch bei dem System hat jede Farbe des Katalogs eine feste vierstellige Nummer zugeordnet. Bei Farben gibt es den Unterschied zwischen Nummer-HR (matt) und Nummer-GL (Glanz).
- RAL Design System - es besteht seit 1993 und umfasst eine Palette mit 1625 Farben. RAL Effect - dieser Katalog ist seit 2007 im Umlauf und befasst sich mit 420 Unitönen und 70 Metallictönen. RAL Plastics - seit 2010 gilt ein Farbkatalog für Kunststoffe.
Mit diesem Farbsystem werden die meisten Menschen bereits in Berührung gekommen sein. Die Farbkarten, die beispielsweise im Baumarkt bei den Farben ausliegen, entstammen dem RAL-System und dienen als klare Definition, wie eine Farbe nach Kundenwunsch gemischt werden soll. Architekten und Experten im Bereich Gebäudetechnik finden entsprechende Produkte in diesem Online Shop für Farbfächer und Farbkarten und können Kunden somit einen guten Überblick bieten.
NCS
Dies ist das Natural Colour System. Wie für das RAL-System gibt es auch für das NCS Farblesegeräte, die den Farbton einer Oberfläche im Nachhinein definieren und bestimmen. Aber was ist das NCS genau?
- Grundlage - es basiert auf dem Ostwaldschen Doppelkegel, einem dreieckigen Rotationskörper. Dieser Doppelkegel besteht aus Dreiecken im selben Farbton. Die Seiten der Dreiecke werden speziellen Bunttönen, Schwarz und Weiß gekennzeichnet. Die einzelnen Dreiecke hingegen setzen sich wiederum aus Einzeltönen zusammen, die eine genaue Definition erfahren.
- Grundfarben - bei diesem System gibt es vier Grundfarben, die jede für sich frei von anderen Farbeinflüssen ist.
- Anwendung - gerade im Bereich der Gebäudefarben ist das NCS gängig. Allgemein beinhaltet es die natürlichen Farben.
Weitere Farbsysteme
Abseits der beiden genannten Systeme gibt es noch viele Weitere. Sie alle sind jedoch standardisiert und erlauben eine genaue Bestimmung eines Farbtons. IM Überblick sind die folgenden Systeme recht gängig:
- CMYK - das System basiert auf den Körperfarben. Cyan, Magenta und Gelb stehen dabei im Mittelpunkt, denn mit diesen Farben werden alle weiteren Farbtöne gemischt. Wer zuhause einen Farbdrucker mit Patronen hat, der wird eben diese drei Grundfarben regelmäßig austauschen müssen. Ein Nachteil des CMYK ist, dass Schwarz nicht korrekt dargestellt werden kann. Für das menschliche Auge ist es zwar Schwarz, doch entspricht die Farbe einem sehr dunklen Braun. Daher wurde der Key, also Schwarz, in das Farbsystem mit aufgenommen.
- Pantone - das PMS wird international angewandt und von der amerikanischen Firma Pantone entworfen. Auch dieses System basiert auf fixen Farbnummern. Pantonefarben werden dem Untergrund zugeordnet, denn ein Violett auf Papier wirkt anders als dasselbe Violett auf Stoff. Pantone wird, wie auch CYMK zum Druck verwendet.
Allein heute sind zehn verschiedene Farbsysteme im Gebrauch. Einige von ihnen haben sich gerade im digitalen Bereich durchgesetzt. Ein Designer eines Computerspiels greift ebenfalls auf die Farbsysteme zurück, zum sicherzustellen, dass die Farben im Spiel korrekt dargestellt werden.
Die Anwendung von Farbsystemen
In der Architektur ist das Farbsystem in zwei Bereichen sehr markant: In der Gestaltung von Neubauten, aber auch in der Restauration von Bestandsgebäuden und unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden. Doch wieso ist das so?
- Gestaltung - gerade Architektenhäuser sind sehr durchdacht und geplant. Um das gewünschte Ziel zu erreichen, muss bis zur Farbe alles aufeinander abgestimmt werden.
Dank der Farbsysteme ist es nun möglich, den Farbton der Bodenfliesen zu bestimmen und die Wandfarbe bestens darauf abzustimmen.
- Bestandsgebäude - die Erhaltung steht im Vordergrund. Doch gerade im Bereich des Denkmalschutzes steht die historische Erhaltung des Gebäudes im absoluten Mittelpunkt. Ohne Farbsysteme wäre es nicht möglich, beispielsweise die ursprüngliche Fassadenfarbe eines Fachwerkhauses zu bestimmen. Auch wenn sie auf den ersten Blick Weiß wirkt, so verbirgt sich dahinter kein reines Weiß.
Andere Anwendungsgebiete von Farbsystemen entspringen dem Design-, Druck- und Kunstbereich. Sie alle arbeiten automatisch nach einem System. Aber auch die Bekleidungsbranche greift auf Farbsysteme für die Kennzeichnung der Farben ihrer Stoffe zurück. Dasselbe gilt für die Möbel- und Polsterindustrie. Der Couchbezug unterliegt, egal welchen Materials er ist, stets einem Code eines Farbsystems. Anderenfalls wäre es Herstellern nicht möglich, ganze Produktserien in großen Stückzahlen zu fertigen. Ohne die klare Festlegung auf eine Farbnummer würde die Couch stets einen leicht anderen Farbton offenbaren, sobald Stoff von einer neuen Rolle genutzt werden würde.
Abbildung 2: Normierte Farbsysteme sind in vielen Branchen eine große Hilfe. Bildquelle: @ David Pisony / Unsplash.com
Fazit – Farbsysteme bringen Sicherheit
Schon für den normalen Verbraucher sind Farbsysteme wichtig. Erwerben sie einen Lack in einer bestimmten Farbe, so können sie sich sicher sein, dass diese Farbnummer auch beim Nachkauf dieselbe Farbe ausweist. Wer sich Farben im Baumarkt oder beim Maler mischen lässt, der arbeitet mit Farbkarten. Solche Systeme erlauben das reibungslose Nachmischen von Farben, denn der jeweilige Farbcode bleibt stets erhalten. Im Architekturbereich helfen Farbsysteme, das Objekt bestens abzustimmen und ein harmonisches Ergebnis zu erzielen. Noch wichtiger sind diese Systeme jedoch im Nachhinein. Mit Farblesegeräten können die Farben nachträglich bestimmt werden, was die Instandsetzung von Gebäuden erleichtert.