Feuchte Unterspannbahnen nach Geschossdeckendaemmung

Frage: In unserem Einfamilienhaus (Winkelbungalow, 130qm Wohnfläche, Bj. 1983) habe wir vor kurzem die oberste Geschossdecke, welches eine Holzbalkendecke ist, zusätzlich von der kalten Dachbodenseite aus mit 24cm Styropor dämmen lassen. Unter der Dämmung liegt eine Dampfsperre. Die Holzbalkendecke selbst ist zwischen den Balken mit ca. 10cm Glaswolle gedämmt. Der Deckenaufbau ist von untern nach oben also folgender: Putz/Tapete - Fermacellplatte - Holzbalken mit Glaswolle dazwischen - Rauspundbretter(alter Dachboden) - Dampfsperre - 2x12cm Dämmung aus Styroporplatten WLG035
Nun haben wir in den letzten Tagen festgestellt, das die Unterspannbahnen des Daches alle von innen feucht sind und es an den Seiten regelrecht runtertropft! Die beiden Dachfenster sind dicht. Dieses Problem gab es vor der Dämmung nicht. Über den Unterspannbahnen ist nur noch die Konterlattung und dann die Dachziegeln, also keine weiter Dachdämmung. Die Geschossdeckendämmung ist im unteren Bereich an die Fassadendämmung (2-schaliges Mauerwerk mit 4cm Glaswolle und Verklinkerung) angeschlossen. Der Dampfsperre wurde dort an die Unterspannbahnen und die Dachbalken geklebt. Somit ist dort alles "dicht".
Die Firma, welche die Dämmung gemacht hat, sagt dass diese Art der Ausführung fachgerecht ist und sie extra das vorher mit einem Architekten abgeklärt hätte (also den Anschluss der Dampfsperre an die Unterspannbahnen). Ein bekannter Dachdecker hat uns aber nun erzählt, dass zwischen Dämmung/Dampfsperre und Unterspannbahn ca. 2cm Luft bleiben muss und dass es daran liegen kann, das nun alles feucht ist?!

Frage nun endlich: Wer hat Recht? Eine Idee war auch, Lüftungssteine im Dach einzusetzen, damit die Feuchtigkeit raus kann. Momentan lüften wir mit den beiden Dachfenstern.

 

Antwort: Dieses Problem kommt mir sehr bekannt vor.

 

Ich habe selbst vor einigen Jahren das Dach und die Kehlbalkenlage im Haus meiner Eltern, ebenfalls Baujahr 1983, neu gedämmt, neue Dachfenster eingebaut, selbstverständlich ebenfalls eine Dampfbremse eingebaut etc..

 

Danach tropfte im unbeheizten Dachraum auch das Tauwasser von der Unterspannbahn.

 

Das Problem ist die Unterspannbahn an sich. In den Achtzigern wurden Unterspannbahnen eingebaut, die nicht diffusionsoffen sind. Oft Delta-Folien, die aus einer relativ dicken Plastikfolie mit Gewebe bestehen.

 

Ich denke, dass bei der vorherigen unzureichenden Dämmung die Oberfläche dieser Folien durch die entweichende Wärme nicht so kalt wurde, dass Feuchtigkeit auf ihnen kondensierte. Durch die verbesserte Dämmung entweicht nicht mehr so viel Wärme, die Oberfläche der diffusionsdichten Folie wird im Winter kälter und die Fugen an den Stößen reichen nicht mehr aus, um diese Feuchtigkeit abzuführen. Die Feuchtigkeit schlägt sich somit auf der Folie nieder und tropft ab.

 

Hinzu kommt, dass bei Bauten dieser Baujahre oftmals keine funktionierende Hinterlüftung des Daches vorhanden ist.

 

Daher wurde damals, wie es auch Ihr Dachdecker gesagt hat, ein Abstand zwischen Dämmung und Unterspannbahn gelassen, um zu verhindern, dass die sich an der Unterseite der dampfdichten Unterspannbahn niederschlagende Feuchtigkeit direkt in die Dämmung eindringt. Jedoch wurde dadurch nicht das grundsätzliche Problem der dampfdichten Unterspannbahn und des fehlenden Abtransports der Feuchtigkeit durch eine funktionierende Hinterlüftung beseitigt sondern lediglich abgemindert.

 

Heute werden diffusionsoffene Unterspannbahnen verwendet und auf eine funktionierende Hinterlüftung geachtet. Daher können heute Dächer voll gedämmt werden, ohne Abstand zwischen Dämmung und Unterspannbahn.

 

Ich habe das Problem damals „gelöst“, indem ich die neu eingebaute Dämmung zwischen den Sparren mittels eines vom Dachraum aus eingeschobenen Brettes nach unten gedrückt habe, um wieder einen Abstand zwischen Dämmung und Delta-Folie herzustellen. Nun tropft nichts mehr.

 

Allerdings habe ich das Wort gelöst in Anführungsstriche gesetzt. Dies ist natürlich eine Notlösung, die zwar Abhilfe schafft, aber eigentlich das grundsätzliche Problem nicht abschließend löst. Also im Prinzip Flickschusterei.

 

Die eigentliche Lösung wäre, das Dach abzudecken, die diffusionsdichte Unterspannbahn durch eine diffusionsoffene zu ersetzen, eine funktionierende Hinterlüftung einzubauen und das Dach neu zu decken.

 

Dies war uns damals zu aufwändig, daher die Not- als Übergangslösung, bis das Dach ohnehin neu gedeckt werden muss.

 

Wenn ich Sie richtig verstehe, dann haben Sie aber einen eingeschossigen Bungalow mit einem ungedämmten Dach, sodass diese „Lösung“ für Sie ohnehin nicht in Frage kommt.

 

Auch habe ich den Verdacht, da Sie schreiben, über der Unterspannbahn befinde sich lediglich die Konterlattung und die Dachziegel, dass es sich dabei nicht um eine Konterlattung als Hinterlüftungsebene mit anschließender Lattung und Eindeckung handelt. Sondern dass Sie gar keine Konterlattung und somit Hinterlüftung haben und die Lattung für die Ziegel direkt auf die Sparren genagelt ist.

 

Wahrscheinlich befinden sich auf Ihrem Dach auch noch Betonpfannen, die mitsamt den Fugen völlig vermoost sind. Sprich, die Feuchtigkeitsabfuhr ist äußerst eingeschränkt.

 

Eine Möglichkeit wäre daher durchaus, ausreichend Lüftersteine einzubauen. Auch eine Reinigung des Daches wäre kein Fehler.

 

Wenn Sie nicht vergessen, den Dachraum regelmäßig auf durch defekte Ziegel eindringende Feuchtigkeit zu kontrollieren, könnten Sie auch die Unterspannbahn von innen entfernen, bis Sie sie bei einer nötigen Umdeckung durch eine diffusionsoffene ersetzen können. Dies birgt aber natürlich ein gewisses Risiko in sich.

07. Dec 2008   | Email | Nach oben
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