Innendaemmung

Frage: Hallo und vorab vielen Dank für Ihren Service und die damit verbundene Mühe.

Ich möchte meinen Altbau dämmen. An der Ostseite bin ich bereits auf der Grundstücksgrenze und kann daher von außen nichts machen. Wenn ich nun innenseitig Dämmung anbringe hole ich mir den Pilz ins Haus oder?

Wandaufbau: Zementaußenputz ca. 2 cm
Reichsziegelsteine ca.36 cm
Kalkzementinnenputz ca. 2 cm

Ich habe mich schon verschiedentlich informiert und natürlich auch verschiedene Antworten erhalten.
Zum Beispiel im Baustoff-Fachhandel:
"Kein Problem, wenn nicht zu dick gedämmt wird" (wie dick wäre denn möglich? keine Antwort)

"Nein, keinesfalls! Das gibt nur Schimmelpilz!"

Und im Hornbach-Baumarkt sagte mir der Verkäufer:
"Grundsätzlich schon! Aber nur mit Vorsatzwand ohne Kontakt zur Außenwand und mit gewissenhaft eingebauter Dampfsperre! Oder mit PU-Material mit integrierter Dampfsperre. Und das eigene Lüftungsverhalten anpassen. Aber auf jeden Fall einen Architekten oder Energieberater mit ING-Titel zu Rate ziehen!"
Von dem Verkäufer bekam ich auch Ihre Web-Adresse.

Da ich nun etwas verwirrt bin was eigentlich richtig ist und was nicht, hoffe ich Sie können mir bei der richtigen Antwort helfen oder haben einen weiteren Tip für mich. Ich denke der Hornbachmann war der mit der schlechtesten Idee (Baumarktniveau halt)

Also meine Hauptfrage kann ich etwas machen? Und wenn ja, was?

 

Antwort: Warum qualifizieren Sie den Mann von Hornbach so ab, wo er doch der Einzige war, der Ihnen eine konkrete Auskunft gegeben hat? (wenn auch vielleicht nicht in allen Punkten zutreffend)

 

Und zudem auch noch meine Internetadresse, was ihn ja schon mal sympathisch macht J.

 

Machen können Sie auf jeden Fall was, es ist nur wichtig, dass es richtig gemacht wird.

 

Eine Innendämmung ist zwar ganz sicher die schlechteste Lösung einer Dämmung, aber immer noch besser als gar keine Dämmung.

 

Die Aussage, die Sie im „Fachhandel“ erhalten haben: „Kein Problem, wenn nicht zu dick gedämmt wird“ ist absoluter Blödsinn. Ich kann überlegen wie ich will, dieser Gedankengang erschließt sich mir in keinster Weise.

 

Die Sache mit dem Schimmelpilz hat nicht explizit etwas mit der Innendämmung zu tun. Schimmel bildet sich auf feuchten Oberflächen. Feuchtigkeit schlägt sich auf der Wandoberfläche nieder, wenn der Temperaturunterschied zwischen der Raumluft und der Wandoberfläche zu groß ist. Wenn Sie also eine ungedämmte Außenwand mit im Winter kalter Oberfläche haben, wird sich die Feuchtigkeit der warmen Raumluft auf der Wand niederschlagen, was zu Schimmelbildung führt.

 

Bei einer Innendämmung wird die Wandoberfläche nicht so kalt sein. Das heißt, dass sich an der Wandinnenseite weniger Feuchtigkeit niederschlägt als bei einer ungedämmten Wand, also auch die Neigung zur Schimmelbildung auf der Wandoberfläche abnimmt. Wenn nun aber keine funktionierende Dampfbremse vorhanden ist, wird sich die Feuchtigkeit am Materialübergang von Dämmung zu Außenwand niederschlagen, eben auf der kalten Oberfläche der Außenwand. Dann haben Sie den Schimmel  nicht auf der Oberfläche, sondern im Wandaufbau, aber immer noch im Raum. Auch nicht viel besser.

 

Deshalb ist die Aussage des Hornbach-Verkäufers, das Ganze nur mit gewissenhaft eingebauter Dampfsperre und richtigem Nutzerverhalten bezüglich richtiger und ausreichender Lüftung zu wagen, durchaus richtig.

 

Mit einer richtig eingebauten Dampfsperre verhindern Sie das Eindringen von Feuchtigkeit in den Wandaufbau, somit den Niederschlag von Feuchtigkeit auf der Innenseite der Außenwand und die Schimmelbildung.

 

Genauso wichtig ist es, im Winter ausreichend zu lüften, um die feuchte Raumluft gegen trockene Außenluft auszutauschen. Das sollte aber ohnehin immer beherzigt werden, ob nun mit Innen- , Außen- oder gar keiner Dämmung.

 

Was keinen Sinn macht ist die Aussage: „nur mit Vorsatzwand ohne Kontakt zur Außenwand“. Wenn Sie eine funktionierende Dampfsperre haben, dringt keine Feuchtigkeit in den Wandaufbau ein, die sich am Materialwechsel niederschlagen könnte. Somit braucht es auch die Trennung der Materialien nicht. Wenn die Dampfsperre nicht funktioniert, dann bekommen Sie auch bei einer Vorsatzschale Probleme. Der Zwischenraum zwischen Vorsatzschale und Außenwand wäre ja nicht hinterlüftet. Eindringende Feuchtigkeit würde somit nicht abtransportiert und wäre immer noch vorhanden. Vielleicht treten die Feuchteschäden dann etwas später auf, wenn sich die Dämmung genug vollgesogen hat. Die Dämmwirkung nimmt jedoch aufgrund der Feuchtigkeit schon weit vor sichtbaren Schäden deutlich ab.

 

Vom Einbau einer dampfdichten PU-Dämmung ohne weitere Dampfsperre würde ich abraten. Sie bekommen die Anschlüsse an Decke, Boden und angrenzende Wände ohne weitere Maßnahmen nicht so leicht dicht, was dem Vorhaben der Dampfdichtigkeit den Boden unter den Füßen wegzieht.

 

Natürlich erhalten Sie von den namhaften (deutschen) Herstellern auch hierzu wahrscheinlich funktionierende Systemkomponenten.

 

Ich möchte hierzu aber aus meiner sicherlich subjektiv, von ökologischen Gesichtspunkten geprägten, Warte aus anmerken, dass ich doch deutlich die Verwendung von Dämmstoffen und sonstigen Materialien präferieren würde, die aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Also z.B. Dämmstoffplatten aus Zellulose, Holzfasern oder Hanf, Dampfbremsen aus Papierwerkstoffen anstatt Plastikfolien etc.

 

Hersteller aller Fraktionen finden Sie unter Links.

Frage: Vielen Dank für Ihre schnelle und aufschlussreiche Antwort!

Ich sollte mich wohl bei dem Hornbachverkäufer für mein Vorurteil entschuldigen? (Was ich hiermit öffentlich tue)

Das mit dem Abstand zur Außenwand kam in Zusammenhang mit meiner nicht sehr dicken Außenwand, dem durch die Dämmung nach innen verlagerten "Taupunkt" und evtl. von außen eindringender Feuchtigkeit. Aber das kann ich vermutlich mit Impregnierung der Fassade in den Griff bekommen.
Ich hatte sowieso vor die Fassade neu zu streichen und dabei eine Fassadentiefenimpregnierung aufzubringen. Innenseitig werde ich dann mit durch Steinwolle ausgefüllter 2x40mm Lattenkonstruktion, DAMPFSPERRE und Gipskartonplatte Dämmen.
Wäre das dann so OK?
Muss ich beim Anschrauben der Latten noch etwas beachten! Wegen Kältebrücken oder so? Auch später wenn ich mal etwas an dieser Wand befestigen möchte?

 

Antwort: Von außen sollte natürlich keine Feuchtigkeit eindringen, das wäre fatal. Dies sollte aber doch wohl nicht der Fall sein, sonst sollten Sie sich ernsthaft Gedanken machen, Ihre Fassade grundlegend zu sanieren.

 

Die Problematik des relativ weit innen liegenden Taupunkts spielt aber dann eine untergeordnete Rolle. Wenn wirklich Feuchtigkeit von außen eindringt, dann haben Sie wichtigere Probleme.

 

Wenn Ihre Fassade aber dicht ist, wäre der Taupunkt nur ein Problem, wenn von innen Feuchtigkeit ausdiffundieren würde, was Sie aber durch eine gewissenhaft angebrachte Dampfsperre verhindern können.

 

Um Wärmebrücken (Kältebrücken gibt es nicht, Kälte in dem Sinne auch nicht, sondern nur mehr oder weniger Wärme; Sie holen sich also keine Kälte ins Haus, sondern verlieren Energie in Form von Wärme an die kalte Außenluft, daher Wärmebrücke) bei der Verschraubung der Lattung brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Der Querschnitt der Schrauben ist zu gering, um hierbei ins Gewicht zu fallen.

 

Wenn Sie später etwas an der Wand befestigen wollen, dann sollten Sie dafür für Gipskarton geeignete Hohlraum- oder Spreizdübel wählen, abhängig von der anzubringenden Last.

 

Diese spreizen sich hinter der Gipskartonplatte und verteilen die Last dadurch auf eine größere Fläche, ohne  hinter dem Gipskarton noch eine tragende Wandschicht zu benötigen. Das funktioniert aber nur bis zu einem gewissen Gewicht.

 

Darum ging es auch schon mal im Artikel Dübel für Gipskarton- oder Rabitzwand.

 

Den in diesem Artikel empfohlenen Dübel finden Sie unter diesem Link. Dabei ging es Lasten von 20kg. Es gibt auch Dübel für kleinere Lasten. Diese finden Sie auf der verlinkten Seite ebenfalls.

 

Ein Problem ist aber, dass Sie auch mit diesen Dübeln, obwohl Sie damit nicht durch die Dampfsperre hindurchschrauben, diese trotzdem beschädigen könnten.

 

Daher wäre es ratsam, Sie würden nach dem Anbringen von Lattung, Dämmung und Dampfsperre eine weitere Lattung als Unterkonstruktion für die Gipskartonplatten anbringen. Da reichen 24/48er oder 30/50er Latten. Sie erhalten dadurch einen Abstand zwischen Gipskarton und Dampfsperre, den Sie zum einen als Installationsebene etwa für Elektrokabel nützen können, zum anderen verhindern Sie dadurch

eine Beschädigung der Dampfsperre.

 

Kommentar: (siehe unten) Wenn in Ihrer geputzten Wand von aussen Feuchtigkeit eindringen würde, wäre Ihre Fassade pitschnass bis unter das Dach. Dann auch noch dort eine Dampfbremse aufbringen wäre fatal. Das Gleiche gilt für eine Impregnierung. Eine Innendämmung bringt den Vorteil dass es schnell warm wird beim Heizen. Wird aber auch genauso schnell wieder kalt. Günstiger ist es, wenn Sie die Umfassungswände als bauwerksspeicherwirksame Masse mit nutzen. Bei Hohlwänden eine Kerndämmung auf rein mineralischer Basis ohne organische Zuschlagsstoffe ansonsten durch eine feuchtigkeitsunempfindliche Aussendämmung (Styroporplatten) direkt auf die Wand ohne Hinterlüftung - wo keine Luft ist kann auch keine Luftfeuchtigkeit sein bzw. keine Kalte Luft. Innen sollte die Wand wasserdampfdiffusionsoffen bleiben (keine Dispersionfarben, ein geeignetes Putzsystem bei bereits versalzenen Flächen, atmungsaktive Tapete). Alles andere, wie Holzlattung und Gipskartonplatten (Gips nimmt hervorragend Feuchtigkeit auf), wird immer wieder Probleme geben und ist am ungesundem Raumklima beteiligt.

 

Antwort: Wie ich bereits geschrieben habe, wäre bei einem Eindringen von Feuchtigkeit von außen der erste und wichtigste Schritt, die Fassade zu sanieren. Soweit haben Sie recht.

 

Alles andere, was Sie schreiben, ist aber ausgemachter Unsinn. Eine diffusionsdichte Außendämmung bei gleichzeitig innenseitig diffusionsoffenem Aufbau zu empfehlen ist fahrlässig. So bekommen Sie Feuchtigkeit sicher nicht aus der Wand.

 

Auch scheinen Sie das Funktionsprinzip hinterlüfteter Fassaden nicht ganz begriffen zu haben. Auch bei einer hinterlüfteten Fassade befindet sich die Außendämmung, möglichst diffusionsoffen, direkt auf der Außenwand. Die Hinterlüftungsebene befindet sich außerhalb der Dämmebene und dient dazu, ausdiffundierende Feuchtigkeit abzuführen.

 

Der Fragesteller kann aber außen nicht dämmen, da seine Wand auf der Grundstücksgrenze steht. Somit bleibt ihm nur eine Innendämmung, deren Ausführung ohne Dampfsperre den Bauschaden vorprogrammieren würde.

 

Nachdem ich diesen Kommentar und Ihre weiteren zu den Artikeln Sind Erdgeschosswohnungen fußkalt? und Kellerdecke dämmen, die ebenso unqualifiziert und alle verbunden mit einem Link auf die Seite Ihrer Firma zur Mauerwerkstrockenlegung sind, gelesen hatte, wollte ich sie zunächst einfach löschen.

 

Da ich meinen Lesern aber die Möglichkeit geben will, sich selbst ein Bild zu machen, lasse ich sie drauf.

 

Frage: (siehe Kommentar unten) Hallo und vorab vielen Dank für diesen tollen Service!
Zu dem Thema Innendämmung habe ich mit Interesse Ihre bisherigen Tipps gelesen. Ich habe vor meine Innendämmung "klassisch" mit Minerallwolle, Dampfbremse und Gipskartonplatten zu bauen.
Ein Detailproblem ist mit bisher noch unklar. Ein Ofen mit Aussenschornstein der durch die zu dämmende Wand führt. Wie kann ich da mit der Dampfbremse verfahren und sind die anderen Baustoffe evtl. besonders zu schützen?

 

Antwort: Ummanteln Sie das Ofenrohr mit einer mit min. 20mm nichtbrennbaren Materials gedämmten Metallmanschette und schließen daran die Dampfbremse luftdicht an. Auch hierfür gibt es fertige Rohrmanschetten unterschiedlicher Hersteller. Siehe unter Links.

26. Oct 2008   | Email | Nach oben
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