Frage: wir haben vor fast genau sieben Jahren ein Holzhaus bezogen. Das EG besteht aus einer Blockwand mit 10 cm Dämmung dahinter und 2 Zentimeter Holzverschalung zu den Wohnräumen. Die Balken sind kammergetrocknet, verleimt, außen in Lärche, innen Fichte. Das DG ist in Holzständerbauweise errichtet. Das Problem: Zwischen den Fugen der einzelnen Balken im EG bilden sich seit etwa zwei Jahren verstärkt Fugen, erst auf der Süd-, mittlerweile auch auf der Ostseite des Hauses. Die Fugen sind im Süden bis zu einen Zentimeter breit. Erste Ferndiagnose der Herstellers: Beim Innenausbau sollen Gewerke mit der Blockwand verbunden worden sein, die sich dadurch nicht habe richtig setzen können. Ein Zimmermann, der mit dem Bau nichts zu tun hatte, sagt, die Erklärung sei Unfug, weil dann Schäden im Haus (zerrissene Fließen, gerissene Leitungen etc) zu sehen sein müssten. Die gibt es aber nicht. Zweite Erklärung der Firma nach einem Ortstermin: Fichte und Lärche haben unterschiedliches Setzverhalten. Während außen die Lärche stärker schwindet, senkt sich innen die Fichte nicht in dem Maße mit. Angeblich sollen die Fugen, die bis zur ersten Nut gehen, kein Problem für das Haus sein. Das Gebäude ist gut gegen Schlagregen geschützt.
Warum das Problem jetzt verstärkt auftaucht, kann mir bisher niemand beantworten. Eigentlich sollte die Setzung ja nach der ersten Heizperiode, spätestens nach zwei, drei Jahren abgeschlossen sein.
Wir sind mittlerweile einigermaßen ratlos: Was ist die Ursache, sind die Fugen ein Problem, und wenn ja, was kann man gegebenenfalls tun, um die Substanz des Hauses nicht zu gefährden.
Für eine Hilfe, bzw. auch einen Ansprechpartner in der Nähe (wir wohnen im Landkreis Lindau) wären wir Ihnen sehr dankbar.
Antwort: Der Zimmerer hat völlig recht. Diese Aussage ist Unfug. Genauso wie die zweite Erklärung.
Zwar haben Lärche und Fichte sicher ein unterschiedliches Setzverhalten, doch sollte dieses genau andersherum sein. Lärche ist beständiger und härter als Fichte, also müsste sich diese stärker setzen.
Der Hersteller wird als nächstes damit kommen, Sie hätten die Gewindestangen nicht ordnungsgemäß mit der Setzung angezogen und damit die Fugen selbst verursacht.
Auch dass die Fugen kein Problem sind ist Schwachsinn. Es geht hier nicht um den Schlagregen sondern darum, dass das Haus nicht dicht ist und Sie durch die Fugen in großem Umfang Energie verlieren. Zumal die 10cm Dämmung auch nicht die Welt sind und sich auch noch innen befinden.
Ich persönlich stehe nicht nur aus architektonischen sondern auch und gerade aus diesen bauphysikalischen Gründen Block- und Block-Ständer-Häusern äußerst ablehnend gegenüber.
Wenn Sie ein Blockhaus bauen und nach Fertigstellung ein Blower-door-Test gemacht wird, dann ist erst mal alles in Ordnung. Wenn Sie diesen Test aber nach ein paar Jahren wiederholen würden, dann würde Ihnen mit Sicherheit Angst und Bange.
Die Ständerwände im DG machen die Sache leider auch nicht besser. Eine Ständerkonstruktion ist der Blockwand zwar bei weitem überlegen, im Verbund beider Konstruktionen kommen aber dadurch noch neue Probleme hinzu.
Die Ständerwand setzt sich nicht, genausowenig wie Pfosten oder die Sparren der Dachkonstruktion. Holz schwindet quer zur Faser, sprich liegend (Block) etwa 10 Mal so stark wie längs zur Faser (stehend, Ständer, Pfosten, Sparren).
Sprich, die Setzung geschieht nicht gleichmäßig. Ihr Erdgeschoss und der Kniestock aus Block setzen sich somit um einige cm, Ständerwand, Pfosten und Sparren aber nicht. Wenn Sie dann auch noch eine Aufdachdämmung haben, dann bekommen Sie durch dieses unterschiedliche Setzungsverhalten auch im Dachbereich ein Problem.
Nicht nur, dass Ihr First wohl einen Buckel bekommen wird, was zunächst mal nur optisch unschön ist. Es entstehen auch zwischen Giebelwand bzw. Kniestock und Dach Fugen. Bei einer Setzung von mehreren cm helfen da auch keine Kompribänder mehr.
Für die Statik des Hauses dürften die Fugen kein größeres Problem darstellen. Es bleiben jedoch die gravierenden bauphysikalischen Mängel, die Sie beheben sollten, wollen Sie nicht durch die Fugen hinausheizen und dadurch Feuchteschäden riskieren.
Ich würde Ihnen vorschlagen, das Haus mit einer diffusionsoffenen Außendämmung und einer vorgehängten, hinterlüfteten Holzfassade zu versehen.
Vielleicht haben Sie ja Glück und der Hersteller zeigt sich kulant oder Sie erreichen auf dem Rechtsweg etwas. Ansonsten beauftragen Sie lieber einen richtigen Zimmerer wie Ihren Bekannten mit dieser Arbeit.
Mit einem Ansprechpartner in Ihrer Gegend kann ich leider nicht dienen.