Frage: Meine Frage betrifft die Statik, die für einen ausbaufähigen Spitzboden einer zweigeschössigen Stadtvilla notwendig ist.
Wir bauen ein Zwei-Familien-Haus mit einem Walmdach, das eigentlich fast ein Zeltdach ist (First ist nur 1 m lang), mit der Neigung von 30°. Das Haus hat die Außenmaße 10x11m, die Außenwände in den beiden Geschossen sind aus 36,5 cm Poroton-Steinen. Nun wurde bei uns ein Dachstuhl errichtet, der entgegen der Vereinbarung mit unserem Generalunternehmer für Ausbau nicht geeignet ist. Unser Bauleiter hat von deren Vertragsabwickler diese Information angeblich nicht erhalten und deshalb weder die erforderliche Statikberechnungen in Auftrag gegeben noch die Zimmerer darüber informiert, dass unterm Dach ein Wohnraum entstehen soll. Dementsprechend fehlt die erforderliche Statik, weshalb uns heute nach zehntägigem Baustopp mitgeteilt wurde, dass es wohl überhaupt nicht möglich wäre, den Spitzboden ausbaufähig zu machen. Am Montag werden wir aber nochmal vor Ort nach einer Lösung gemeinsam suchen.
Hier noch die Einzelheiten:
- keine tragenden Wände im OG (nur 11,5 cm Poroton-Steine) und die, die wir haben, verlaufen nicht sehr glücklich: wir haben einen 4,30 x 10,27 m offenen Raum;
- im EG verläuft allerdings quer unter diesem Raum durch das ganze Haus die tragende Wand 17,5 cm (jedoch nicht gerade, sondern einmal rechtwinklig um 0,8 m versetzt),
- außerdem haben wir im EG noch einen 2 m tiefen Fassadenrücktritt in der Mitte der 10m langen Wand, daran knüpft eine Schallschutzwand aus weißem Stein 17,5 cm, sie verläuft parallel zur versetzten tragenden Wand ;
- kein Keller.
Nun endlich zu meiner Frage: Gibt es wirklich keinen Weg, die Last abzufangen, auch wenn er kostspieliger und umständlicher wäre, mögllichst ohne Errichtung von Stützen im OG? Gibt es eine Dachform, die zur Lastübertragung auf die Außenwände am besten geeignet ist? Wir sind für jede Dachform offen, die uns die Nutzung des Dachraums erlaubt. Wie wäre es z.B., wenn man aus dem Dach ein richtiges Walmdach mit der Firstlänge von 6 m baut - dann würde doch genug Freiraum in der Mitte offen bleiben? Oder ein Pultdach, das nur über der Hälfte des Obergeschosses errichtet wird, und über der anderen Hälfte eine Dachterrasse? (Ich bitte gleich um Entschuldigung, wenn die Vorschläge absolut dämlich sind)
Sie sehen, dass wir von alldem keine Ahnung haben und ziemlich verzweifelt sind. Wenn wir aber am Montag unseren Bauunternehmern nichts entgegenhalten können, wissen wir wirklich nicht weiter.
Ich hoffe, dass unser Anliegen nicht allzu umständlich ist, und bin Ihnen für jede Antwort sehr dankbar.
Antwort: Das tut mir jetzt wirklich sehr leid, dass die Antwort wahrscheinlich viel zu spät kommt. Bei uns werden die Fragen chronologisch nach ihrem Eingang beantwortet. Da wir das in unserer Freizeit tun, kann dies aber schon etwas dauern.
Nichtsdestotrotz möchte ich aber Ihnen die Antwort nicht schuldig bleiben.
An der Dachform ist wohl nur noch wenig zu ändern, und bestimmt auch nicht gewünscht. Dies würde aber auch nicht wirklich etwas bringen, da es Ihnen ja um die stützenfreie Decke und die Nutzung des Raumes darüber als Wohnraum geht. Dafür ist die Dachform zunächst einmal unerheblich.
Das Problem ist doch wohl die Spannweite der Kehlbalkenlage, die nicht auf die Lasten eines Wohnraums ausgelegt ist.
Dieses Problem sollten Sie aber doch mit Hilfe Ihres Statikers in den Griff bekommen. Sei es, durch einen Unterzug, einen deckengleichen Unterzug o.ä., wohl aber ohne störende Stützen.
Wenn Ihr Architekt und Statiker dabei nicht mitspielen, weil sie mit dem Bauträger verbandelt sind, dann suchen Sie sich eben unabhängige solche.