Wandaufbau altes Holzhaus

Frage: wir möchten uns ein Holzhaus BJ 1936 kaufen.
Wir sind uns aber sehr unsicher was den Wandaufbau der Außenwand angeht. Die Fassade ist mit "Besenwurf" verputzt und in den alten Plänen sind Holzständer 12cm stark eingezeichnet. Die genaue Wandstärke ist in den Plänen nicht ersichtlich.
Was aber ist in den Fächern? Können Sie uns vielleicht helfen? Was war damals als Wandaufbau üblich?

 

Antwort: Sie können bei einem Haus diesen Baujahres davon ausgehen, dass eines ganz sicher nicht in den Gefachen ist: eine Wärmedämmung.

 

Die Gefache sind sicher mit Ziegeln oder auch mit Bruchstein ausgemauert. Anschließend wurde die Wand wohl innen und außen verputzt. Vielleicht finden Sie auch noch ein Metallgitter oder Schilfmatten als Gewebe für den Putz, das war´s.

 

Das heißt für Sie, dass Sie sich um eine Außendämmung und eine neue Fassade Gedanken machen müssten.

 

Ich würde Ihnen auch raten, nach Möglichkeit an einigen Stellen im Bereich der Holzkonstruktion den Putz abzuklopfen, um den Zustand des Holzes zu überprüfen bzw. von einem Fachmann begutachten zu lassen. Es ist gut möglich, dass das Holztragwerk nicht mehr in Ordnung ist, was Sie aber von außen nicht sehen können.

 

Frage: vielen Dank für Ihre rasche Antwort.

Das keine Wärmedämmung in den Gefachen ist war uns eigentlich klar und haben wir auch nicht erwartet.
Jedoch hätte ich nicht vermutet das es sich um ein klassisches Fachwerk handelt (Begriff Holzhaus).
Ich hätte eher gedacht das die Fächer vielleicht mit Stroh oder ähnlichen gefüllt sind.
Ist es eigentlich auch denkbar das als Putzträger außen Heraglit Platten benutzt wurden?

 

Antwort: Meine Antwort ist vielleicht etwas kurz ausgefallen. Ich habe den Aufbau beschrieben, den man bei uns in Süddeutschland gemeinhin bei Einfamilienhäusern aus dieser Zeit vorfindet. In Norddeutschland waren je nach Region auch andere Fachwerkarten üblich. Manchmal mit weniger Streben und mehr Pfosten als bei uns, fast schon ähnlich einem heutigen Holzständerhaus. Die Gefache wurden aber auch da meist ausgemauert oder mit Lehm gefüllt.

 

Vielleicht wurde es auch schon als Holzständerwerk mit einer aussteifenden Beplankung aus diagonalen Brettern ausgeführt. Dies habe ich zwar bei meiner Arbeit als Zimmerer in Häusern dieser Zeit nie so angetroffen, in einem alten Holzbaulehrbuch von 1906 habe ich aber etwas in der Art gefunden, allerdings nur für Innenwände. Falls Ihre Außenwände so ausgeführt sein sollten, dürften die Gefache aber ebenfalls mit Ziegeln, Steinen oder Lehm gefüllt sein.

 

Dämmende Gefachfüllungen, etwa mit Strohhäcksel, oder überhaupt eine Dämmung, waren damals nur bei manchen Gebäuden wie z.B. Eishäusern üblich. Das hatte sich gewiss auch bis 1936 nicht geändert. Energiesparen war damals kein Thema.

 

Holzwerkstoffplatten kommen für eine aussteifende Beplankung wohl eher nicht in Frage. Spanplatten wurden erst in den 1930er Jahren erfunden. Sperrholz gibt es wohl schon etwas länger. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass solche Materialien in einem Einfamilienhaus verbaut wurden, sie waren schlicht zu teuer.

 

Was die Holzwolle-Leichtbauplatten (HWL-Platten, z.B. von Heraklith) als Putzträger angeht, so gehen diese auf ein österreichisches Patent von 1908 zurück. Es wäre also schon möglich, dass sich diese auf Ihrer Wand befinden. Bei einem Wohnhaus aus den 1930er Jahren glaube ich das aber eher nicht. Meiner Erfahrung nach wurden diese meist so einfach und günstig wie möglich ausgeführt.

 

Es ist ja aber auch nicht gesagt, dass sich das Haus noch im Originalzustand von 1936 befindet. Inzwischen könnte durchaus die eine oder andere Renovierung stattgefunden haben.

 

Ich kann daher nur meine Empfehlung von oben wiederholen. Bevor Sie die Katze im Sack kaufen, öffnen Sie die Wände an einigen Stellen, um den Zustand des Holztragwerks überprüfen zu können. Dabei sehen Sie dann auch, was sich sonst noch unter dem Putz verbirgt. Häuser aus dieser Zeit wurden, besonders auf dem Land, aufgrund fehlender finanzieller Mittel und mangelnden Wissens sehr einfach und oft nicht fachgerecht gebaut. Ich habe bei solchen Gelegenheiten schon öfters ein völlig verrottetes Holztragwerk zu Gesicht bekommen, sodass die dafür gar nicht ausgelegte Ausfachung die tragende Funktion übernommen hatte.

22. May 2008   | Email | Nach oben
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