Frage: Hallo "Frag den Architekt"-Team,
ich bin sehr von Eurer Seite angetan, super Service und sehr informativ.
Vielleicht könnt Ihr uns auch bei unserem Problem weiterhelfen, zumindest einen Sachverständigen zu finden, der das Problem kennt und weiß wie es zu beheben ist ohne abzureißen und neu zu bauen.
Hier die wesentlichen Fakten und Schwächen unseres Einfamilienhauses:
- Baujahr 1972
- Grosse Doppelglasholzfenster mit einem Dämmwert von ca. 3,0 in den Wohnräumen. Die meisten Holzfenster verändern ihre Schliessfähigkeit nach Jahreszeit, mal mehr oder weniger dicht. Die grossen Fenster sind fast alle blind, die Schließmechanismen der 3 Balkontüren defekt.
- Ca. 40 qm des OG sind nicht unterkellert und stehen auf der Betonplatte, die auf der Erde liegt, teilweise sieht man schon die Stahlstreben aus der Betonplatte.
- Untergeschoß gemauert ist (36 cm Sichtmauerwerk innen und aussen), darauf liegt eine Betondecke bis aussen sichtbar - eine wunderbare Wärmebrücke, wie wir inzwischen wissen.
- Im Obergeschoß ist das Treppenhaus und danebenliegende Küche ist ebenfalls gemauert, der Rest des OG ist eine Holzständerkonstruktion,(laut Prüfbericht wird die Wärmeverordnung von 1958 eingehalten) - ohne Dampfsperre, mit 8 cm Dämmung zwischen den Barren. Welche weiß ich nicht. Hinterlüftete Holzfassade.
Jetzt das echte Problem:
- ein Wärmebild von innen und aussen zeigt nicht nur die Wärmebrücke der Betondecke, sondern v.a. dass die Holzständerkonstruktion, die auf der Betonplatte aufsteht, nicht mehr dicht abschliesst. Das erklärt warum 2 Kinderzimmer, ein Bad, ein Schlafzimmer permanent kalt sind und im Winter nicht wirklich warm geheizt werden können.
- Heizölverbrauch 3700 l für Heizung und Warmwasser bei 20 Grad Celsius auf 200 qm Wohnfläche.
Hier die gute Nachrichten: Wir haben keinen Schimmel oder Feuchtigkeit, und in den Wohnräumen kein unangenehmes Wohnklima, obwohl wir nicht ideal stosslüften.
Unsere Fragen:
1) Wir müssen die Balkontüren auswechseln.
Was tun? Welcher Wärmewert der Scheiben macht Sinn? Dreifachverglasung mit 0,7 oder Doppelglasscheiben mit 1,1 oder reicht 1,7? Verändern wir die Bauphysik dramatisch, wenn wir alle Fenser mit hohem Dämmwert austauschen? Kann das im OG (Holzständerkonstruktion) oder im UG (36 cm ungedämmtes Mauerwert)
Riskieren wir Schimmel, wenn wir einen hohen Wärmewert für die neuen Fenster wählen? oder lieber bei den jetzigen Fenster bleiben und nur die defekten Türen austauschen?
2) Wie können wir das Haus zwischen Betondecke und Holzständerkonstruktion abdichten ohne gleich eine dicke Wärmedämmung über die gesamte Fassade zu ziehen? Wir haben nicht viel Platz, wegen der hinterlüfteten Holzverkleidung.
Ich vermute man kann das nur von aussen machen? Wenn ja wie, oder wo findet man Fachleute, die sich mit diesem Problem auskennen?
3) gibt es eine Chance nur die Betondecke/Wärmebrücke dünn, bis 2 cm zu dämmen? Wir wollen das Hauptproblem angehen, ohne gleich das ganze Haus zu dämmen, weil wir sonst nicht nur Fassade erneuern sondern auch die Flachdachkonstruktion (Kaltdach, 3 cm Dämmung, ohne Dachüberstand) anpassen müssen. Wir fürchten dann kommen wir schnell in eine Kostendimension, die schon fast einen Neubau rechtfertigen würde.
4) Muss die Betondecke, die als Fundament für den nicht unterkellerten Teil des Hauses dient, saniert werden, wenn einige Ecken abgebrochen sind und einige Eisenstangen zu sehen sind? In dem Bereich ist die Betondecke über der Drainage und man kann darunter schauen. Es scheint vom Regen ausgespült zu sein.
Vielen Dank im Voraus für Ihren Rat.
Antwort: Hier ist eine Sanierung sicher vonnöten. Welche Maßnahmen im Einzelnen energetisch und vom finanziellen Aufwand her am sinnvollsten sind, erfahren Sie am besten, indem Sie zu einem Architekten oder Energieberater gehen, der Ihnen im Zuge einer Energieberatung den Ist-Zustand analysiert und verschiedene Maßnahmenpakete vorschlägt.