Fertighauswaende zusaetzlich daemmen

Frage: Ich bin Besitzer eines 1964 errichteten Hauses in Holzständerbauweise.

Nach dem Erwerb Anfang dieses Jahres haben wir komplett neue 3-fach verglaste Fenster und eine neue Eingangstür verbaut.

Als nächstes steht die Dämmung der Kehlbalkenlage der Geschossdecke zum kalten Dachboden an. Diese werden wir von einem Fachbetrieb durch Zelluloseeinblasung vornehmen lassen, nachdem ich die alte Dämmung (papierkaschierte Mineralwolle) entfernt habe.

Die Außenwände haben zurzeit folgenden Aufbau gesehen von innen:

- Strukturputz
- Rigips
- Spanplatte
- 10 cm Holzständer (dünne Schicht Mineralwolle vorhanden)
- Spanplatte
- 60 mm Isoklinker aus 2005 (43 mm PUR-Schaum)

Es existieren weder eine Dampfsperre, noch eine Windbremse.

Von der Füllung des Hohlraumes mit Durolan (Schaum) oder RigiBead (Perlen) wurde mir abgeraten.

Welche Möglichkeit habe ich noch, ohne den Hohlraum öffnen zu müssen, das Haus weiter zu dämmen? Kann man eine weitere Lage Dämmstoff von außen aufbringen? Und ist das sinnvoll?

Vielen Dank für eine Antwort.

 

Antwort: Den Hohlraum können Sie nicht dämmen, ohne die vorhandene Dämmung zu entfernen. Um sie zu entfernen, müssten Sie die Wand jedoch öffnen.

 

Die Dämmung  würde bei einer Füllung des Hohlraumes unkontrollierbar ihre Lage verändern und sich verformen. Sprich, Sie hätten dann im unteren Teil der Wand einen Knäuel aus zusammengedrückter Mineralwolle und darüber die neue Dämmung, aber auf keinen Fall einen gleichmäßig und fugenlos mit Dämmung gefüllten Hohlraum.

 

Wenn Sie den Hohlraum nicht öffnen wollen, um ihn neu zu dämmen, bleibt Ihnen im Prinzip nur eine Außendämmung.

 

Um ein ähnliches Problem ging es vor einiger Zeit auch schon mal im Artikel Außendämmung verstärken. Können Sie sich ja mal durchlesen.

 

Dort ging es um eine vorhandene Styropordämmung von 60mm aus DDR-Zeiten, auf die eine zusätzliche Dämmung angebracht werden sollte.

 

Ich habe damals für eine durchgängige Dämmung aus kaschierten, wasserabweisenden Steinwolleplatten plädiert. Anschließend eine mit Distanzschrauben angebrachte Konterlattung für die Hinterlüftung und eine vorgehängte Fassade.

 

Dies resultierte wohl vor allem daraus, dass ich weder Druckfestigkeit noch Verarbeitung der vorhandenen Fassade sehr vertraut habe, und somit eine durchgehende neue Dämmschicht für vorteilhaft erachtet habe.

 

Man hätte aber auch eine Unterkonstruktion aus Kanthölzern, ebenfalls mit Distanzschrauben befestigt, empfehlen können. Dazwischen dann Dämmplatten, z.B. aus Zellulose, darüber eine diffusionsoffene Fassadenbahn, Konterlattung, gegebenenfalls Lattung und dann die Fassade.

 

Ihre Außendämmung aus Isoklinker mit PU-Schaum ist recht druckfest. Daher könnten Sie wohl auch (ohne Gewähr) auf die Verwendung von Distanzschrauben verzichten und die Kanthölzer direkt, mit entsprechend langen und vielen Rahmendübeln, aufschrauben. Anschließend dazwischen wieder diffusionsoffene Dämmplatten, darüber Fassadenbahn und hinterlüftete Fassade.

 

Oder Sie verkleben mit einem geeigneten Kleber WDVS-Platten auf der vorhandenen Dämmung, zusätzlich gesichert durch Tellerdübel, bei deren Länge Sie die vorhandenen 6cm berücksichtigen. Darauf dann Armierungsmörtel, Zwischen- und Endbeschichtung, sprich Putz und Anstrich.

 

Damit hätten Sie dann ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS). Ich bin zwar aufgrund der Dampfdichtigkeit solcher Aufbauten kein Freund davon, allerdings haben Sie das ja mit der bisherigen Dämmung ohnehin schon, das Kind ist also schon in den Brunnen gefallen. Ich nehme jetzt mal an, Sie wollen nicht unbedingt den erst 2005 angebrachten Isoklinker wieder entfernen.

 

Das Grundproblem bleibt aber bei all diesen Möglichkeiten bestehen: Sie haben ein Fertighaus von 1964, bei dem man getrost von einer Ausführung ausgehen kann, die bauphysikalisch und wohl auch verarbeitungsmäßig einer mittleren Katastrophe gleicht. Eine Dampfsperre ist nicht vorhanden, gleichzeitig haben Sie durch die Isoklinker eine dampfdichte Außendämmung. Damit sind Feuchteschäden quasi vorprogrammiert, ob Sie nun ein zusätzliches diffusionsdichtes WDVS oder auch eine diffusionsoffene Außendämmung mit hinterlüfteter Fassade anbringen.

 

Das Beste wäre meiner Auffassung nach daher, in den sauren Apfel zu beißen und den Hohlraum zu öffnen. Anschließend die alte Dämmung zu entfernen, den Hohlraum neu zu dämmen und eine absolut dicht verlegte Dampfsperre anzubringen, bevor Sie die Wand neu verplanken.

 

Ganz ideal wäre es, wenn Sie die Isoklinker entfernen und durch eine diffusionsoffene Dämmung nebst hinterlüfteter Fassade ersetzen würden.

 

Dies ist natürlich mit einem gewissen finanziellen und zeitlichen Aufwand verbunden. Wie weit Sie diesen treiben wollen, müssen Sie selbst wissen.

23. Oct 2008   | Email | Nach oben
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