Frage: zuerst herzlichen Glückwunsch zu Ihrer sehr informativen Seite!
Meine Frau und ich wollen in NO-Bayern einen massiv gebauten Bungalow (Bj. 1974) mit 180qm Wohnfläche kaufen. Er befindet sich nahezu im Originalzustand, d.h. der Energieverbrauch, Fenster, Heizung usw. sind nicht mehr zeitgemäß und es muss dort Einiges getan werden. Die Lage ist nicht zuletzt wegen der optimalen S- bis SSW-Ausrichtung genial. Die gesamte Bauausführung ist für die damalige Zeit als sehr hochwertig zu bezeichnen.
Bei meiner Internet-Recherche zum Thema Dämmung bin ich auch auf die Seite www.konrad-fischer-info.de gestoßen. Er lehnt jede Form von Dämmung mit "Sondermüll" mehr oder weniger kategorisch ab. Trotz seiner etwas drastischen Ausdrucksweise sind seine Argumente m.E. durchaus bedenkenswert.
Wird wirklich verschwiegen, dass man sich mit der Außendämmung neben der Energieersparnis auch Problemmüll und Schimmel ins Haus holt? Wie lange hält eine Außendämmung bis sie wieder erneuert werden muss? Welchen Materialien ist bei der Dämmung der Vorzug zu geben? Wie lassen sich dicke Burgmauern vermeiden?
Die alte Heizung würden wir gerne gegen eine Wandheizung/Fußbodenheizung ersetzen, die möglichst sinnvoll betrieben werden sollte. Was halten Sie für sinnvoll und bezahlbar?
Antwort: Diese Seite kannte ich bisher nicht. Ich habe sie mir mal angesehen. Sie ist streckenweise ja recht amüsant geschrieben. Insgesamt weiß ich aber bei der Lektüre nicht, ob ich lachen oder weinen soll.
Der Kollege, ein Architekt, sieht sich anscheinend als moderner Don Quichotte, der immer und überall neue Windmühlen sichtet, gegen die es sich für ihn anzurennen lohnt. Als einer von wenigen aufrechten Wissenden, die als einzige den großen Zusammenhang überblicken und es sich zur Aufgabe gemacht haben, den armen, unwissenden Bauherren vor der riesigen Schar von dummen oder korrupten Planern und betrügerischen Baustoffherstellern zu retten.
Es tut mir leid, aber mit diesem Ego-Trip kann ich nichts anfangen.
Natürlich werden gerade im Bereich der Altbausanierung auch Fehler gemacht, die zu Folgeschäden führen können. Etwa durch eine mangelhafte Analyse der Bestandssituation, die Wahl der falschen Materialien und Konstruktionen o.ä.. Auch sollte man den Werbetexten der Hersteller selbstverständlich nicht immer blind vertrauen.
Daraus jedoch abzuleiten, jegliche Dämmung oder Sanierung mit heutigen Materialien oder Methoden sei schlecht, halte ich schlicht für Schwachsinn.
Ich bin auch kein Freund der relativ dampfdichten Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) aus Polystyroldämmplatten und Putz, die landauf, landab an die Fassaden geklebt werden.
Dazu gibt es aber ausreichend Alternativen, ob nun Dämmstoffe aus Zellulose, Hanf, Holzfasern, Mineral- oder Steinwolle etc.. Woraus bei diesen der Problemmüll bestehen soll, ist mir schleierhaft.
Wenn diese Dämmung fachgerecht verlegt wird, gibt es auch keinen Grund, warum sie kaputt gehen sollte und erneuert werden müsste.
Eine gewisse Stärke muss die Dämmung natürlich haben, sonst ist ihre Wirkung nicht ausreichend. Trotzdem dürfte eine Burgmauer doch noch um einiges dicker sein.
Das einzige Argument, das auf den ersten Blick nachvollziehbar ist, ist das der Schimmelbildung. Wenn Sie es als Bewohner eines Altbaus mit schlechter oder fehlender Dämmung und alten, undichten Fenstern gewohnt sind, dass Sie weniger lüften müssen, da durch die Fugen ein stetiger Luftaustausch gegeben ist, und dann nach einem Einbau von dichten Fenstern und einer Dämmung Ihr Nutzerverhalten beibehalten und nicht dahingehend ändern, dass Sie ausreichend lüften, kann dies durchaus zu Schimmelbildung führen. Dies kann aber nicht der Dämmung oder den neuen Fenstern angekreidet werden, sondern liegt allein im falschen Verhalten des Nutzers begründet.
Nun noch zur Frage Wand-/Fußbodenheizung. Wie Sie auch im Artikel Wandheizung nachlesen können, sorgen Wandheizungen durch die Wärmestrahlung auch bei geringerer Lufttemperatur für Behaglichkeit. Sie benötigen dafür allerdings ausreichend freie Wandflächen, die Sie nach Möglichkeit auch von Möblierung freihalten sollten.
Auch Fußbodenheizungen sind sehr angenehm. Sie sollten aber auch diese nicht über Gebühr mit Möbeln oder Teppichen abdecken.
Ein Vorteil von Flächenheizungen ist neben der Behaglichkeit der, dass Flächenheizungen mit einer niedrigeren Vorlauftemperatur betrieben werden, Ihre Heizungsanlage muss das Wasser also nicht so stark aufheizen.
Ein Nachteil ist der höhere Preis gegenüber Heizkörpern. Wie groß der Unterschied hierbei ist, hängt natürlich von der jeweiligen Situation ab.
Lassen Sie sich doch einfach Kostenvoranschläge für die verschiedenen Alternativen machen. Dann können Sie entscheiden, welche Heizung für Sie in Frage kommt.
Antwort: Hallo Herr Schelzel,
vielen Dank für Ihre prompte und umfassende Antwort! Ein toller Service.
Für uns bedeutet das also, dass
- wenn wir auf natürliche und diffusionsoffene Dämmstoffe achten,
- diese fach- und sachgerecht verarbeitet werden und
- wir anschließend bei der Nutzung des Hauses (Lüftung) keine Fehler machen,
keine Bedenken wegen der Dämmung bestehen.
Nochmals herzlichen Dank und
viele Grüße
Bernhard Höfer